Neuposa/Großröda. Am Montag, dem 16. Juli 2018 kamen der Bruder und die Nichte des am 14. April 1945 in der Flakstellung Nißma gefallenen Luftwaffenhelfers Martin Neumayer gegen 15.30 Uhr nach Neuposa. Die beiden Gäste aus dem Salzburger Land wurden vom „Wasserturmwart“ Gerhard Kühn und vom Militärhistoriker Volker Thurm vorm Wasserturm herzlich begrüßt. Frau Kühn hatte inzwischen die Kaffeetafel für die österreichischen Gäste in der Begegnungsstätte vorbereitet. Bei Kaffee und Kuchen berichtete Leo Neumayer über seine letzten Erinnerungen an seinen großen Bruder. Dieser wurde bei der ersten Musterung im Jahre 1944 ausgemustert, jedoch bei einer erneuten Musterung im Januar 1945 für wehrtauglich erklärt. Er kam noch einmal kurz nach Hause. Beim Mittagessen schob seine Mutter im die besten Stücke zu. Dann verabschiedete er sich von seinem Hund, den Geschwistern und der Mutter. Der Vater brachte seinen Jungen zum Bahnhof und verabschiedete sich von ihm. Das war leider ein Abschied für immer!
Volker Thurm recherchierte: Nach mehreren Tagen Zugfahrt kam der junge Luftwaffenhelfer Neumayer südlich von Leipzig in der Großbatterie an. Das schrieb er noch in einem Brief seinen Eltern und Geschwistern. Während des amerikanischen Haubitzenbeschusses der Flakstellung am 14. April 1945 erhielt sein Geschützstand einen Volltreffer. Er und mehrere seiner Kameraden waren unterschiedlich schwer verletzt. Es fehlte jedoch an Verbandsmaterial. Die Papierbinden weichten schon beim Umwickeln durch. Ein Salzburger Kamerad zerriss sogar sein Hemd, um damit die starken Blutungen seiner Kameraden zu stillen. Dann kroch er aus dem Geschützstand heraus, um Verbandsmaterial und einen Sanitäter zu holen. Für zwei seiner österreichischen Kameraden kam jedoch jede Hilfe zu spät. Die schweren Kopfverletzungen endeten tödlich. So blieb ihm später nur noch die schwere Aufgabe übrig, die Todesnachrichten in der Heimat den Hinterbliebenen zu überbringen.
Nach dieser unterhaltsamen Kaffeestunde wurden die Gäste in der Flakausstellung im Wasserturm weiter über die Ereignisse im April 1945 unterrichtet. Anschließend nutzte man die wunderbare Weitsicht im Wasserturm und bewunderte die Umgebung von oben.
Abschließend fuhren die Gäste zur letzten Ruhestätte ihres Verwandten. Auf dem Großrödaer Friedhof wurden für den Gefallenen Kerzen angezündet und viele Fotos für die Verwandten gemacht. Die beiden Besucher lobten die tolle Erhaltung der Soldatengräber sowie die Grabsteine als einzigartig und sprachen auch ihren ortskundigen Betreuern ein großes Lob aus. Dann fuhren sie gegen 18 Uhr erleichtert und mit neuem Wissen bereichert in ihr Nachtquartier nach Altenburg.
Bilder und Bericht von
Volker Thurm, 2018